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Frankenthaler Jungs bauen sich eine Skaterbahn

Jugendliche aus der Mini-Gemeinde bei Bischofswerda treten den Beweis an, wie aus Ärger ein guter Plan werden kann. Der wird jetzt umgesetzt.

Sie haben ein Ziel: Zwischen Mai und Juli wollen sich Kinder und Jugendliche aus Frankenthal eine eigene Skaterbahn bauen. Dafür gab es aus dem Projekt "Partnerschaften für Demokratie" 10.000 Euro Förderung. © SZ/Miriam Schönbach

Frankenthal. Ihre WhatsApp-Gruppe hat einen Namen mit Anspruch: „SEK“ nennen sich die gut zehn Freunde aus Frankenthal. Die Abkürzung steht für „Skater-Einsatz-Kommando“. Für den mobilen Jugendarbeiter Torsten Kluge hat der Chat einen ganz praktischen Hintergrund. Eine Nachricht genügt, und schon sind alle Kinder und Jugendlichen am verabredeten Treffpunkt.

So wie an diesem Nachmittag. Auf der Rasenböschung am Sportplatz sitzen sie wie die Orgelpfeifen. Schließlich haben sie eine Botschaft: „Wir bauen einen Skaterplatz.“ 10.000 Euro gibt es dafür aus dem Fonds „Partnerschaften für Demokratie“. Ihr Projekt ist zum Greifen nah.

Dabei hat die Idee klitzeklein angefangen. Mit Spezial-Rollern - oder Scootern, wie sie selbst sagen - und Fahrrädern cruist der Freundeskreis um Ferdinand Otto nachmittags durch den kleinen Ort. Doch schon bald reicht ihnen das Herumfahren nicht mehr. Sie wollen Tricks auf ihren wendigen Scootern ausprobieren, ein paar waghalsige Sprünge üben, bei ihren „Grinds“ auf der Mauerkante langgleiten oder beim „Barspin“ den Lenker loslassen und um 360 Grad drehen. Ja, auch Bürgermeisterin Janine Bansner (CDU) musste die Begriffe erst lernen.

Jugendsozialarbeiter hilft mit Rat und Tat

Bei ihr stehen die Scooter-Jungs vor einem guten Jahr im Gemeindebüro und fragen, ob sie ihre selbstgebauten Rampen aus Erde gleich am Sportplatz liegen lassen können. Doch es dauert nur wenige Tage, bis einige Anwohner meinen, vielleicht könnten die aufgehäuften Berge auch wieder weggeräumt werden, damit niemand stürzt in der Nacht.

„Damals habe ich Torsten Kluge ins Boot geholt. Er kümmert sich seit Jahren um die mobile Jugendarbeit in unserem Ort“, sagt die Bürgermeisterin. Der Jugendsozialarbeiter im Regionalteam Westlausitz des Netzwerks für Kinder- und Jugendarbeit begleitet Projekte gerade im ländlichen Raum mit Rat wie Tat.

Torsten Kluge kommt jedoch keineswegs mit fertigen Lösungen. Insgesamt begleitet er 15 Gruppen unterschiedlichen Alters in Haselbachtal, Kamenz, Schönteichen, Großharthau und Frankenthal. „Wir wollen mit coolen Ergebnissen und Erfolgen die Bindung an die Region erhalten“, sagt er.

Mit den Frankenthalern redet er über die Finanzierung der Anlage, ihre Wünsche und darüber, wie sich die Jungen zwischen 10 und 14 Jahren selbst beim Projekt einbringen können. Zeichnungen entstehen, Eltern und andere Vereine werden von der Idee überzeugt. Daraus wächst ganz langsam der Antrag für die Förderung über die „Partnerschaften für Demokratie“.

Fläche am Sportplatz wird asphaltiert

Dessen Begleitausschuss besteht aus zwölf Erwachsenen, die sich für das eingereichte Vorhaben begeistern müssen. Ferdinand Otto stellt das Konzept vor. „Meine Mutter war aufgeregter als ich bei der Präsentation in Bischofswerda“, sagt der 14-Jährige entspannt. Schließlich steht an seiner Seite Samuel Busch.

Der Gymnasiast aus Gaußig hat im vergangenen Jahr mit Freunden eine Halfpipe für das „We Go Apart with Art“-Festival in Neukirch gebaut. Die Anlage haben die Jugendlichen Ende Februar in ihrem Heimatdorf aufgestellt und, nachdem sie zwei Wochen später durch Unbekannte beschädigt worden war, wieder aufgebaut.

Nun wird Samuel Busch mit seinen Freunden, der Bau-Expertise und dem Bautzener Verein „Bautzen rollt“ den Frankenthalern unter die Arme greifen. Noch im Mai oder Anfang Juni soll die gemeindeeigene Fläche gleich am Sportplatz mithilfe der Frauenrath-Unternehmensgruppe asphaltiert werden. Denn für richtig gute Tricks braucht es eben nicht nur ausgetüftelte Rampen, sondern einen guten und glatten Untergrund.

Jugendliche hoffen auf Verständnis im Ort

Gebaut werden die Holzelemente dann im Juni und Juli. Schon jetzt haben die Jugendlichen den Einwohnern auf einem Blatt A4 ihr Projekt vorgestellt. Darauf werben sie für Unterstützung, „damit wir Kinder im Dorf etwas ganz Eigenes haben“, und für das Gespräch miteinander. Ihr Wunsch ist es, dass der Skaterplatz lange erhalten bleibt.

Bürgermeisterin Janine Bansner freut sich über das Engagement ihres Frankenthaler „SEK“. „Es entsteht ein neuer Freizeitplatz, den es sonst vielleicht nur in größeren Städten gibt. Eigentlich ging es mit einem Ärger los, der sich nun in etwas Positives verwandelt hat“, sagt sie.

Für Jugendsozialarbeiter Torsten Kluge ist die neu entstehende Anlage das beste Beispiel, wie Kinder und Jugendliche selbst Verantwortung übernehmen können und auch wollen. Und das „SEK“? Die Jungs sind sich einig: „Uns schweißt die Gruppe zusammen“, so wie es sich eben für ein „Skater-Einsatz-Kommando“ gehört.

 

Quelle: sächsische.de/Sächsische Zeitung, von Miriam Schönbach
Dienstag, 03.05.2022
Link: https://www.saechsische.de/bischofswerda/frankenthaler-sek-baut-skaterplatz-5678879-plus.html

Frankenthal im Nebel